Fallbeispiel Russland

Global Leadership Development ABBYY (2017 – 2020)

Worum ging es? Ein IT-Unternehmen fit für agiles Führen machen

ABBYY, eine 1989 in Moskau gegründete IT-Firma, hat 13 Filialen in Europa, Asien und Nordamerika mit insgesamt 1.300 Mitarbeitenden aufgebaut. Die wichtigsten Büros sind in Moskau, München und im Silikon Valley (USA). Im Jahre 2017 findet im Ergebnis der neuen »Strategie 2025« eine große Umstrukturierung statt, um globale Funktionen für Marketing, HR usw. einzuführen. Davor waren diese Supportfunktionen jeweils lokal verankert. Mit der Einführung der neuen Organisationsstrukturen sollen auch neue übergreifende Führungsstrukturen initiiert werden.

Dr. Marcus Hildebrandt und Dr. Heike Pfitzner
Dr. Marcus Hildebrandt und Dr. Heike Pfitzner

Was war das Ziel unseres Auftrags? Länderübergreifende Führungsstrukturen unterstützen

Wir unterstützen die vorher auf ihre lokalen Einheiten konzentrierten Führungskräfte auf der oberen und mittleren Managementebene darin, miteinander den Sinn einer länderübergreifenden Kooperation zu definieren, besonders wertvolle Arbeitsbereiche für Pilotprojekte für diese neuen Formen der Kooperation zu finden und ein agiles Mindset zu entwickeln.


Wie sind wir vorgegangen?

Gemeinsam mit dem Team der »Global HR« entwickelten wir einen Kompetenzrahmen für diese neuen Führungsherausforderungen, in dem sich u.a. Kompetenzen wie »fähig sein, in einer VUCA Umgebung sich selbst und andere flexibel zu führen« oder »fähig sein, den organisationalen Rahmen so zu formen, dass Selbstorganisation in länderübergreifenden Teams möglich wird«.

 

Auf dieser Basis konzipierten wir eine Serie aus drei Leadership Module à 2 Tage und stellten die Inhalte vor der Trainingsserie einem »Resonanz-Team« vor, das aus Mitgliedern des Vorstands und Führungskräften aller involvierten Ebenen bestand, um sicher zu sein, eine hohe Businessrelevanz zu haben.


Da organisationales Lernen für uns nur gemäß der 70-20-10 Regel (Link) wirkt, definierten alle Teilnehmenden vor dem ersten Modul eigene »Learning projects«, die mit ihrer neuen Führungsrolle gekoppelt sein mussten. Um Prinzipien wie schnelles iteratives Arbeiten erfahrbar zu machen, setzten wir länderübergreifende Communities auf, in denen die individuellen Lernprojekte Raum für Feedback und Anwendung fanden.


Wir wählten einen kultursensiblen Ansatz, da sich vor allem die russischen Führungskräfte bisher im »Mutterhaus« in einer bevorzugten Rolle wahrgenommen hatten. Wir führten die ersten zwei Leadership Module zunächst in Moskau für die dort beheimateten Führungskräfte auf Russisch durch, ehe wir nach einer Zwischenevaluation dann in München und Silikon Valley durch jeweils lokale Netzwerk-Kolleg*innen die Module auf Englisch umsetzten. Die Serie aus drei Modulen wurde an zwei Jahren nacheinander umgesetzt und erreichte über 180 Personen an allen 3 Standorten.


Das Modul 3 fand in Deutschland jeweils als Großgruppenveranstaltung mit allen Personen statt, die in dem laufenden Jahr die ersten beiden Module an ihrem lokalen Standort mitgemacht hatten. Hier standen Themen wie interkulturelle Kompetenz, Nutzen von Deep Diversity und die Auswertung der übergreifenden Lernprojekte im Fokus.


Was besagt das 70-20-10-Modell?

Das 70-20-10-Modell gewichtet die Bereiche, in denen Menschen neue Fähigkeiten für ihre Arbeit erlernen. Demnach erarbeiten sich Mitarbeiter*innen 70 % ihrer Fähigkeiten on-the-job selbst in konkreten Situationen. 20 % lernen die Mitarbeiter*innen von Kolleginnen und Vorgesetzen beim so genannten »sozialen Lernen«. Nur 10 % der Fähigkeiten erlangen Mitarbeiter*innen in gezieltem und strukturiertem Training.